Im Interview mit materialrest24.de

Nachhaltigkeit und Handwerk gehören zusammen

Simon und Bastian Schlögl haben gemeinsam die Online-Plattform materialrest24.de ins Leben gerufen, die die Themen Umweltschutz und Handwerk miteinander verbindet. Im Interview erfahren Sie, was es im Detail damit auf sich hat.

MEG: Wie ist die Idee für materialrest24.de entstanden?

MATERIALREST24:
Handwerker benötigen häufig nur kleine Mengen eines bestimmten Baustoffs, können diesen jedoch nur in großen Gebinden erwerben. Übrig gebliebene Bauartikel stehen dann oft lange Zeit ungenutzt in den Lagern und müssen letztlich häufig sogar noch kostenpflichtig entsorgt werden. Dadurch kam Simon, der gelernter Dachdecker ist, auf der Baustelle auf die Idee, dass es doch besser wäre, die Materialien gemeinsam zu nutzen, um weniger Müll zu produzieren und weniger Ressourcen zu verschwenden.

MEG: Könnt Ihr uns das Konzept, das hinter der Plattform steckt, kurz erläutern?

MATERIALREST24:
Auf materialrest24.de werden Baumaterialien ver- und gekauft, die bei einem Handwerker übriggeblieben sind und von einem anderen benötigt werden. Darunter können auch Materialien sein, die nicht mehr hergestellt werden oder lange Lieferzeiten haben. Es können nur gewerbliche Handwerksbetriebe Materialien einstellen. Die Preise werden von den Firmen selbst festgelegt, Schnäppchen beschleunigen natürlich den Verkauf. Der Verkauf findet außerdem zwischen den Handwerkern statt. Die Übergabe erfolgt via Selbstabholung oder per Versand. Bei größeren Mengen können wir die Abholung per Spedition organisieren.

MEG: Wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen euch als Gründern aus?

MATERIALREST24:
Simon repräsentiert materialrest24.de als Ideengeber und Unternehmensentwickler. Durch seine langjährige Tätigkeit im Handwerk kennt er die Sprache und Bedürfnisse der Betriebe. Aktuell begleitet er federführend das erste Projekt mit einem Elektro-Fachgroßhandel, bei dem materialrest24.de in dessen Online-Shop integriert wird. Wenn deren Kunden dann bei einem Bauvorhaben Material übrig haben, können sie dieses mit zwei Mausklicks direkt auf materialrest24.de online stellen. Außerdem werden in dem Fall auf Baustellen übrig gebliebene Materialien über den Elektro-Fachgroßhandel an andere Handwerker angeboten. Hier gilt es für ihn, künftig in weiteren Gewerken Baustoffhändler digital anzubinden, um massenhaft ungenutzte Produkte über materialrest24.de anbieten zu können. Um materialrest24.de langfristig am Markt zu etablieren, sondiert Simon aktuell Finanzierungsmöglichkeiten und strategische Partnerschaften. Bastian ist als Co-Gründer für Vertrieb und Marketing verantwortlich. Er unterstützt Simon zudem als Sparringspartner bei der Finanzierungsplanung sowie im Tagesgeschäft. Hier verantwortet er die Mitgliederverwaltung. Auch das Freischalten von Gewerbescheinen und die Erstellung des Newsletters liegen in seinem Tätigkeitsbereich. Zudem ist
er Ansprechpartner für unsere Partner.

MEG: Gibt es weitere Teammitglieder, die euch bei der Umsetzung unterstützen?

MATERIALREST24:
Ja, Steffen Grell deckt federführend den Bereich der Softwareentwicklung ab. Da Steffen mit seiner eigenen Firma „Lager im Griff“ eine digitale Lagerhaltung für Handwerksbetriebe anbietet, passt er super zu unserem Team. Außerdem haben wir eine sehr enge Partnerschaft zu den Machern von „Digiholz“. Michael, Zimmerermeister und Christoph, Entwickler, hatten wir 2018 auf einer Veranstaltung der Handwerkskammer München kennengelernt. Sie haben mit der praktischen Handwerker-App für Zeiterfassung und Baustellendokumentation die gleiche Zielgruppe. Wir als junge Unternehmen profitieren so von Synergien und positionieren uns gegen größere Player in der Branche. Christoph hat zum Beispiel bereits für uns programmiert, und aktuell ist Bastian bei „Digiholz“ angestellt und unterstützt sie mit seinem langjährigen Know-how im Bereich Vertrieb und Marketing.

MEG: Was treibt euch bei eurer täglichen Arbeit am meisten an?

MATERIALREST24:
Jedes einzelne Match unter Betrieben, bei denen ein Verkauf zustande kommt und Übriggebliebenes verbaut statt entsorgt wird. Dafür arbeiten wir mit viel Idealismus und persönlichem Einsatz!

MEG: Handwerk und Nachhaltigkeit – gehören diese Themen unweigerlich zueinander?

MATERIALREST24:
Selbstverständlich! Jede fachlich ausgeführte Arbeit bedeutet automatisch Nachhaltigkeit, denn wenn ausgeführte Arbeiten möglichst lange bestehen, führt dies automatisch zu Ressourcenschonung.

MEG: Wir lieben Handwerk – und Gemeinschaft! Was bedeutet Zusammenhalt im Hinblick auf einen gesunden Planeten für euch?

MATERIALREST24:
Wir versuchen, nicht mit erhobenem Zeigefinger als „Moralapostel“ die Handwerker-Kollegen zur Nachhaltigkeit zu ermahnen. Motivation und eine Win-win-Situation für den Handwerker, die Fachhändler und die Umwelt, das ist unser Ziel.

MEG: Gibt es noch weitere Ausbaustufen der aktuellen Plattform bzw. sind noch andere Projekte in Planung?

MATERIALREST24:
Die bereits angesprochene digitale Kooperation, bei der ein Elektro-Großhändler den Handel von ungenutzten Materialien unter seinen Handwerker-Kunden anregen wird, steht aktuell absolut im Fokus. Das Projekt wurde als Forschungs- und Entwicklungsvorhaben vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung anerkannt. Ausbaustufen werden also im Rahmen der Kooperation entwickelt. Der Elektro-Fachgroßhandel hat bereits bekundet, das erworbene Wissen mit anderen Fachhändlern zu teilen.

MEG: Wo seht ihr aktuell die größten Herausforderungen für Handwerker, und was meint ihr, welche Rolle für diese der Großhandel in der Zukunft spielen wird?

MATERIALREST24:
Aktuelle Themen wie Personalgewinnung und Lieferengpässe sind ja bekannt. Gerade der letzte Punkt wird sich möglicherweise aufgrund der jüngsten politischen Entwicklungen, aber auch generell durch die stetig steigende Weltbevölkerung, weiter zuspitzen. Teure Produktionskosten durch hohe Rohstoffpreise führen zu Preiserhöhungen. Durch eine erfahrene Einkaufsgemeinschaft kann hier positiv entgegengewirkt werden. Die Vorteile einer effizienten Nutzung von Baustoffen durch materialrest24.de, auch in Zusammenspiel mit dem Großhandel, sprechen für sich.

 

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