Im Interview mit Melanie Kittel

Zweifel beseitigen und loslegen!

Die 29-jährige Melanie Kittel aus dem nordrhein-westfälischen Rösrath arbeitet bereits seit 13 Jahren in ihrem Traumberuf als Malerin und Lackiererin im Unternehmen unseres Farben Traudt Kunden Jörg Siebertz. Im folgenden Interview erfahren Sie, was die passionierte Malermeisterin über Geschlechterklischees im Berufsleben denkt und was sie täglich antreibt.

MEG: Haben Sie den Eindruck, dass unsere Gesellschaft noch immer in Schubladen denkt, wenn es um die Berufswahl geht?

MELANIE KITTEL:
Teils, teils – es kommt zwischendurch schon nochmal vor, aber sehr selten. In 13 Jahren ist das ungefähr fünf Mal passiert, dass mir das aufgefallen ist und wenn, dann meistens bei Mitte 30 bis Mitte 40-Jährigen. Bei Älteren kommt es immer gut an, als Frau im Handwerk zu arbeiten.

MEG: Wann stand fest, dass Sie Malerin und Lackiererin werden möchten, und hat Sie jemand dazu inspiriert?

MELANIE KITTEL:
Das stand definitiv schon im Kindesalter fest, da habe ich das schon ganz oft zu meiner Mama gesagt. Ich habe zum Beispiel schon immer gerne Tapete abgekratzt und mit meinem Papa zu Hause renoviert. Er hat das immer mit mir, statt mit meinem Bruder gemacht, der heute Bäcker ist. Ich habe damals verschiedene Praktika absolviert, im Kindergarten und bei einer Versicherung, aber auch als Malerin. Das hat mich dann nochmal bestätigt.

MEG: Was lieben Sie am meisten an Ihrem Beruf?

MELANIE KITTEL:
Am meisten liebe ich die Vielseitigkeit. Der Maler kommt ja nicht nur, um Wände zu streichen. Wir bieten zum Beispiel auch Bodenbeläge, Fototapeten und vieles mehr an. Es sind immer wechselnde Arbeiten und Kunden, wodurch es niemals langweilig wird. Jeder Tag sieht bei mir anders aus. Besonders schön ist, dass man am Abend sieht, was man geschafft hat, dieser Vorher-Nachher-Effekt. Auch die Arbeit an der Fassade macht mir sehr viel Spaß.

MEG: Glauben Sie, dass Sie sich am Anfang mehr in Ihrem Team beweisen mussten als männliche Kollegen?

MELANIE KITTEL:
Ja und nein. In den ersten drei Monaten musste ich erstmal immer alles schleppen. Da wurde ein bisschen mein Durchhaltevermögen getestet, mittlerweile ist das aber nicht mehr so. Mein Chef, Herr Siebertz, macht keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Er schaut einfach, wer wo am besten arbeiten kann.

MEG: Wie viele Frauen gibt es in Ihrem Betrieb?

MELANIE KITTEL:
Wir sind insgesamt 6 Mädels.

MEG: Wurden Sie schonmal direkt mit Vorurteilen von Kunden konfrontiert?

MELANIE KITTEL:
Das müsste im Jahr 2012 gewesen sein, als mir Kunden tatsächlich die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, weil ich eine Frau bin. Ansonsten gibt es eventuell mal einen kleinen Seitenhieb, ob wir Mädels denn dazu in der Lage sind, den schweren Schrank zu schleppen, mehr aber nicht. Ich glaube, dass es Männer in sogenannten Frauenberufen deutlich schwerer haben.

MEG: Bringen Frauen in Ihrem Job besondere Fähigkeiten mit, die ein Mann eher nicht hat?

MELANIE KITTEL:
Teilweise ja, teilweise nein. Wir Frauen haben schon eher ein dekoratives Auge und schauen zum Beispiel, ob die Farbe an der Wand auch zu Vorhang oder Teppich passt. Die Jungs denken da weniger drüber nach, aber das ist auch individuell von dem Mann abhängig und kommt auf die Persönlichkeit an.

MEG: Welcher Beruf steht an zweiter Stelle auf Ihrer Traumjob-Liste?

MELANIE KITTEL:
Da gibt es definitiv keinen, das ist schon immer mein absoluter Traumjob. Von den Handwerksberufen gefällt mir Maler/in schon immer am besten.

MEG: Was würden Sie jungen Mädchen und Frauen raten, die sich für einen handwerklichen Beruf interessieren, aber aufgrund von traditionell bestehenden Rollenbildern eventuell Zweifel haben?

MELANIE KITTEL:
Ich würde ihnen sagen, dass sie auf keinen Fall Zweifel haben dürfen und einfach loslegen sollen. Auf der Baustelle kann man richtig aufblühen, das habe ich zum Beispiel an unserer Auszubildenden bemerkt. Es ist schön auf der Baustelle, das Kreativsein und auch der Austausch mit den männlichen Kollegen. Unser Betrieb ist sehr familiär und wir sind auch privat untereinander befreundet. Meine besten Freundinnen arbeiten übrigens beide im Handwerk: eine Malermeisterin und eine Schornsteinfegerin. Und es gibt einen besonderen Vorteil: Man muss nicht überlegen, was man anzieht (lacht).

 

 

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